Bericht vom XVI. Festival del Habano

Neues von Hoyo, Partagas und Trinidad –
Ein Bericht vom XVI. Festival del Habano aufgezeichnet von Christoph A. Puszkar
Zum 16. Mal veranstaltete Habanos S.A. in der letzten Februarwoche das Festival del Habano. Die Beteiligung an diesem wichtigsten Event für Cigarrenliebhaber aus aller Welt war rekordverdächtig hoch – mehr als 1.500 Teilnehmer aus rund 80 Ländern zog es dazu in die cubanische Hauptstadt. Mit 5THAvenue, dem Offiziellen Alleinimporteur von Habanos für Deutschland und Österreich, reisten über 80 Personen an, auch dies ein neuer Teilnahmerekord.
Gute Nachrichten gab es auf der Pressekonferenz von Habanos S.A. zu verkünden. Das Unternehmen begeht in 2014 sein 20jähriges Firmenjubiläum in der globalen Vermarktung der weltbekannten Premiumcigarren aus Cuba. Spitzenvertreter des cubanisch-britischen Joint-Venture-Unternehmens berichteten von einem kräftigen Umsatzwachstum von 8% auf 447 Millionen US-Dollar im Jahr 2013. Habanos S.A. konnte damit seine Position als Marktführer im Segment der handgerollten Premiumcigarren weiter festigen. Der Marktanteil liegt inzwischen bei 70% in Menge und 80% im Wert, natürlich exklusive den USA, in der die Habanos aufgrund des Handelsembargos für cubanische Waren nicht verkauft werden dürfen. Wichtigste Region für den Verkauf der Habanos blieb Westeuropa. Die stärksten Märkte waren Spanien, dicht gefolgt von Frankreich, an dritter Stelle China (inklusive Hongkong und Macau) vor Deutschland, der Schweiz und Cuba. Habanos werden in über 150 Ländern angeboten, wobei die 14 größten Märkte allein 70% der Verkäufe ausmachen.
Während die Wirtschaftskrise in den südeuropäischen Ländern die Absätze negativ beeinflusste, resultierte das Wachstum vor allem aus der guten Entwicklung in Deutschland, der Schweiz und Kanada. Auch der pazifische Raum und der mittlere Osten legten zu. Eine wachsende Region ist ebenfalls Lateinamerika, das inzwischen knapp 17% der weltweiten Habanos-Absätze repräsentiert.
Die drei wichtigsten Marken waren Cohiba, Montecristo und Romeo y Julieta, die 62% der Absätze und 48% der Umsätze ausmachen. Die meistverkauften Formate im Wert waren Partagás Serie D No.4, Cohiba Siglo VI und Siglo II.
Besonders wichtig sind für Habanos die weltweit 160 Geschäfte des Franchise-Netzwerks La Casa del Habano, die derzeit 640 Habanos Specialists und rund 1.000 Habanos Point-Geschäfte.
Mit besonderer Spannung erwarten die Aficionados aus aller Welt alljährlich die neuen Produkte, die Habanos auf dem Festival del Habano der Weltöffentlichkeit präsentiert. Und hier gab es in diesem Jahr wieder einige zu entdecken.
Am Montagabend erlebten gleich zwei neue Produkte ihre Premiere im eleganten „Club Habana“ in Havannas Nobelviertel Miramar: die Partagás Serie D No.6 und die Le Hoyo de San Juan der Marke Hoyo de Monterrey.
Die Partagás Serie D No.6 ergänzt die Linie „Serie“ der Marke Partagás, die damit neben dem Klassiker Serie D No.4, der im vergangenen Jahr eingeführten Serie D No.5, der Serie E No.2 und dem Torpedoformat Serie P No.2 nun insgesamt fünf Formate umfasst. Die Bezeichnung mit dem Buchstaben „D“ weist dabei die Cigarren mit einem für Robustos typischen Ringmaß von 50 aus. Mit einer Länge von 90 Millimeter ist die Serie D No.6 eine moderne Vertreterin des „short smoke“. Diese kurzen, aber dicken Formate, erlauben intensiven Cigarrengenuss bei geringem Zeitaufwand – ein Trend, der sich durch die grassierenden Rauchverbote zunehmend durchsetzt. Die charakteristisch kräftige Mischung der Serie D No.6 besteht aus einer Auswahl feiner Tabake der Vuelta Abajo im Westen Cubas. Wie es für die im Jahr 1845 gegründete Marke Partagás typisch ist, zeichnet sie sich durch reiche und besonders intensive Aromen aus. Das kurze, dicke Format soll in einigen Monaten in zwei neuartigen Verpackungseinheiten auf den Markt kommen: einer einlagigen Holzkiste (SBN) mit 20 Stück dieser Cigarren, die in zwei übereinander liegenden Reihen von je zehn Stück angeordnet sind und einer sehr edel wirkenden und hochwertig gefertigten Kartonschachtel mit fünf Stück im typischen Design der Linie „Serie“ in schwarz und rot.
Mit der Le Hoyo de San Juan belebt Habanos S.A. die klassische Linie „Le Hoyo“ der im Jahr 1865 gegründeten Marke Hoyo de Monterrey neu. Für die delikate, feinaromatische Mischung des neuen Formats werden ausschließlich Seco- und Ligero-Blätter der Anbauregion San Juan y Martinez verwendet. Habanos S.A. verbindet mit dieser neuen Cigarre erstmalig die Tabake einer ganz bestimmten Anbauregion mit einem konkreten Format. Die Bezeichnung Hoyo de Monterrey ist der Name einer Plantage in dieser Gegend, die sich im Herzen der Vuelta Abajo befindet. Die Plantage Hoyo de Monterrey, eine der großen Vegas de Primera im Zentrum der Stadt, schmückt ein Tor mit der Inschrift „Hoyo de Monterrey. José Gener. 1860“. Hoyo bedeutet wörtlich ‘Senke‘ und beschreibt die tiefe Lage der Plantage an den fruchtbaren Ufern des Flusses San Juan y Martinez. José Gener, ein Spanier aus Tarragona, benutzte den Namen dieser Vega für eine seiner Habanosmarken seit 1865. Das neue Format Le Hoyo de San Juan hat ein gewaltiges Ringmaß von 54 bei einer Länge von 150 mm. Der Produktionsname lautet „Geniales“ und wurde bisher nur in
der Linie Montecristo Open als „Eagle“ angeboten. Die Le Hoyo de San Juan ist das erste Format dieser Linie mit einem großen Ringmaß. Die klassischen Formate sind durch kleine bis mittelgroße Ringmaße gekennzeichnet. Die Le Hoyo de San Juan ist somit künftig das Format mit dem größten Ringmaß der Marke Hoyo de Monterrey. Es ermöglicht damit eine überwältigende Entfaltung des eleganten und komplexen Geschmacks, den die Mischung dieser Marke aufzuweisen hat, und macht sie so zu einem ganz besonderen Genuss für anspruchsvolle Connaisseure.
Ein mitreißendes Konzert des cubanischen Star-Ensembles Los Van Van bildete den musikalischen Höhepunkt desAbends im Club Habana, wo die beiden neuen Formate stilvoll gefeiert wurden. Sensationell auch die Lasershow am Hauptportal des elitären Clubs, der seinerzeit selbst dem cubanischen Diktator Batista den Zugang verwehrte.
Der Dienstag war ganz dem Tabakanbau in der Vuelta Abajo gewidmet, zu der sich die Aficionados bereits zu früher Stunde in Bussen auf den Weg machten. Da die Wetterverhältnisse in Cuba für den Tabak bisher sehr schwierig waren und die Pflanzen auf vielen Feldern neu ausgesetzt werden mussten, konnte Tabak in fast allen Reifestadien begutachtet werden.
Am Mittwoch wurde die internationale Habanos-Messe eröffnet. Mit dem Kölner Humidoranbieter Adorini und den Aluminium-Tubo-Produzenten Linhardt und Tubex fanden sich hier auch drei Aussteller aus Deutschland. Verschiedene Seminare beleuchteten spannende und interessante Themen rund um die Habanos. Wer selbst Hand anlegen wollte, hatte dazu in einem Meisterkurs für Cigarrenroller die perfekte Gelegenheit. Mit Unterstützung erfahrener Torcedores rollten die Festivalteilnehmer hier ihre eigenen Cigarren. Raúl Martell Alvarez hielt einen Vortrag über die Geschichte der Deutschen in der cubanischen Cigarrenindustrie. Der Mitautor des auf Deutsch erschienenen und von 5THAvenue vertriebenen Buches „El Tabaco Cubano y los Alemanes“ berichtete über die wechselvolle Geschichte der Familie und der 170jährigen Marke Upmann. Bei diesem Vortrag waren auch einige Nachkommen der Familie anwesend, die noch heute, mittlerweile in der 6. Generation, in Cuba leben.
Eher genussvoll ging es dagegen bei dem Seminar mit dem vielversprechenden Titel „Habanos und Bier“ zu. Der belgische Sommelier Ben Vinken stellte hier verschiedene Kombinationen vor. Als eine der besten der vorgestellten Paarungen erwies sich die der kräftigen Partagás Serie D No.4 mit dem eher leichten Bier Chimay Grande Reserve. Die milde Hoyo de Monterrey Epicure No.2 harmonierte dagegen mit kräftigen, dunklen Bieren wie Duval und Leffe Brown Abbey. Als gelungen bewertete man auch das Zusammenspiel der H.Upmann Half Corona mit dem cubanischen Bier Bucanero.
Trinidad und Gourmet-Küche standen im Mittelpunkt einer festlichen Abendveranstaltung am Mittwochabend. Habanophiles Highlight war die Einführung der neuen Trinidad Vigía, eines
Short Robusto-Formats mit einer Länge von 110 mm und einem opulenten Ringmaß von 54. Der Name „Vigía“ bedeutet auf Deutsch „Wachturm“ und erinnert ebenso wie der Produktionsname „Torres“ an die Türme der im 16. Jahrhundert gegründeten Stadt Trinidad an der Südküste Cubas, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Die imposanten Wachtürme waren in früheren Zeiten wichtig, um die Zuckerrohrfelder zu überwachen, die die Stadt reich und berühmt machten. Mit der Vigía hat Habanos S.A. die Marke Trinidad nun wieder um ein trendgemäßes Robusto-Format ergänzt, nachdem vor zwei Jahren die Robusto Extra und Robusto T eingestellt worden waren. Die Vigía wird zunächst in lackierten Kisten (SBN) à 12 Stück angeboten. Die Teilnehmer des Abends erhielten aber auch schon mal eine Trinidad Vigía im traumhaft schön gestalteten Aluminium-Tubo. Exzellent ist auch die feine Mischung des kompakten Longfillers gelungen, die, wie alle Trinidadformate, ausschließlich in der Cigarrenmanufaktur Francisco Donatién in der Stadt Pinar del Rio gerollt werden. Trinidad at it’s best!
Für die hervorragende Küche zeichnete an diesem Abend der niederländische Sternekoch Ron Blaauw verantwortlich, für die gelungene Auswahl der Weine Sommelier Cuno Van’t Hoff. Als besondere Überraschung wurde den Gästen der Veranstaltung von bezaubernden Damen eine Cohiba Robusto Supremos der Edición Limitada 2014 gereicht. Mit einer Länge von 127 mm und einem Ringmaß von 58 wird sie das dickste Format, das Habanos S.A. in seiner Geschichte entwickelt hat und damit höchstwahrscheinlich das dickste, offiziell in Cuba gefertigte überhaupt.
Nach so vielen feinen Cigarren war es am Donnerstag an der Zeit, die Orte zu besuchen, in denen die vollständig von Hand gefertigten Wunderwerke entstehen: den legendären Habanos-Manufakturen. Ausgewählt wurden dazu in diesem Jahr die H.Upmann-Fabrik, die sich heute in der ehemaligen Romeo y Julieta-Manufaktur befindet und La Corona, die größte aller Cigarrenmanufakturen in Havanna und damit in ganz Cuba. Hier erfuhren die Festival-Teilnehmer alles Wissenswerte von der Vorbereitung der Tabake bis hin zum Verpacken der fertigen Cigarren in den schön gestalteten Kisten.
Zum ersten Mal veranstaltete Habanos S.A. im Rahmen des Seminarprogramms am Nachmittag einen internationalen Wettbewerb um die längste Cigarrenasche, den eine cubanische Teilnehmerin souverän für sich entscheiden konnte. Sie trotzte der Erdanziehungskraft und rauchte das 178 mm lange Churchill-Format H.Upmann Sir Winston bis auf weniger als 1 cm herunter! Über diesen Link erhält man eine kleinen Eindruck von dieser Veranstaltung: https://www.dw.de/kuba-feiert-seine-zigarren/a-17464931
Am Abend war es dann Zeit für die „Cena Cubana“, die 5THAvenue wieder gemeinsam mit der Intertabak AG, Basel, für alle Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz veranstaltete. Wie immer kamen aus diesem Anlass auch die Botschafter der drei Länder in Cuba und viele Gäste aus der cubanischen Cigarrenindustrie. Trotz des wechselhaften
Wetters erlebten die Teilnehmer einen gelungenen Abend mit hinreißenden Tanz- und Musikeinlagen bei schönem Blick auf die Bucht von Havanna.
Ein Vortrag über Vintage-Habanos von Simon Chase, dem ehemaligen Marketingdirektor des britischen Habanos-Importeurs Hunters&Frankau, bereicherte das Seminarprogramm am Freitagvormittag. Nach seiner Meinung kann man bei Cigarren, die das erste Reifungsstadium erreicht haben, von Vintage-Habanos sprechen. Je nach der Stärke der Tabakmischung ist das nach drei bis 15 Jahren der Fall. Der britische Fachmann präsentierte hier auch seine Erfahrungen in der Altersbestimmung von Habanos, die vor dem Jahr 1999 gefertigt wurden.
Den XVI. Habanosommelier-Wettbewerb um perfekten Cigarrenservice in der Gastronomie entschied der Spanier Miguel Antonio Mendez aus dem Restaurant „Cien Llaves“ in Madrid für sich.
Höhepunkt und traditioneller Abschluss des XVI. Festival del Habano bildete die Gala-Veranstaltung am Freitagabend. Stargast war der britische Musiker Tom Jones, der die Gäste mit einem kurzen Programm auf den Abend einstimmte. Das habanophile Highlight der Gala war die Weltpremiere der H.Upmann No.2 Reserva Cosecha 2010. Das klassische Torpedoformat mit einer Länge von 156 mm und einem Ringmaß von 52 ist eine Ikone der Marke und wird für diese limitierte Auflage nun aus einer Auswahl der besten Tabakblätter der Ernte des Jahres 2010 gefertigt. Zum ersten Mal in ihrer 170jährigen Geschichte wird damit eine Reserva dieser Marke angeboten. Die Mischung dieser ganz besonderen Cigarren entwickelten einige der erfahrensten Masterblender der cubanischen Cigarrenindustrie. Anschließend wurde sie von mehr als 50 Tasting-Experten aus verschiedenen Cigarrenmanufakturen unter der Führung der Comisión Nacional de Degustación – der nationalen Verkostungs-Kommission – in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. Nur 5.000 nummerierte Kisten mit je 20 Stück dieser handgefertigten Kleinode wird es weltweit davon geben, die sicher wieder reißenden Absatz unter Sammlern und Aficionados finden werden.
Die Versteigerung besonderer Humidore zu Gunsten des cubanischen Gesundheitswesens erbrachte in diesem Jahr die stolze Summe von 798.000 Euro. Das Lot Nr. 4, ein mit 350 seltenen Cigarren gefüllter Humidor der Marke Partagás, ging zu einem Preis von 120.000 Euro an den Düsseldorfer La Casa del Habano-Inhaber Muhammet Genc.